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 Tingling whistle.

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Admina * Meermensch

Elira Fardon

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Magierviertel oder wochenlang in Indigo.

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BeitragThema: Tingling whistle.   Tingling whistle. EmptyFr Okt 30, 2009 1:40 pm

So...
ich wollte mal euere (bisherige) Meinung einholen. Ich mache die Gedanken bei Gelegenheit auch noch kursiv.
Ich schreibe parallel an zwei Sachen und das hier ist halt Fantasy, deswegen...joah, Kommentare erwünscht!


19.August, Institutskammer.

Gestern drei Neuzugänge auf einmal. Zwei Mädchen und ein Junge, die Mädchen gehören zur selben Familie, Cousinen. Die Familie ist vorbelas-tet, die des Jungen soweit wir wissen nicht. Der Großmeister hat sie Leh-rern zugeteilt. Aufgrund des Todes von Gideon Matherwoll wurde dem einem Mädchen Wington Shepard als Mentor zugetan. Er ist zwar jung, aber der Beste auf seinem Gebiet. Aus dem Mädchen könnte noch etwas werden. Sie ist etwas Besonderes und lernt schnell. Das andere Mädchen verfügt über die Verwandlungskunst und wird von Haly Mason unterrich-tet. Der Junge wiederum scheint nur mittelmäßig begabt. Er wird es schwerlich lernen müssen.
Wir schicken die Jüngere mit ihrem Mentor nach London, sie sollen ge-meinsam den Ring beschaffen. Vielleicht schaffen sie es. Ich wünsche es.

Nathalie Dallahan.



1:

Mitte August. Die Sonne brennt fast unerträglich und breitet ihre Strahlen über ganz Arizona aus. Eine Kleinstadt mitten im Ödland. Fast 40° im Schatten. Die wenigen Schüler, die keinen Unterricht haben, haben sich ins Gebäude der Privat High zurückgezogen. Ein einsamer Leh-rer schleppt sich über den Hof. In den Klassenräumen ist es zu heiß um an Unterricht zu den-ken; die schwüle Luft hängt drückend im Raum. Eine elfte Klasse steht im Chemielabor ver-teilt um die Tische, die mit Reagenzgläsern, Kolben, Bechergläsern und Töpfen verschiedener Chemikalien gefüllt sind, herum. Ein ganz normaler Tag im Hochsommer in Scottsdale.
Und ich mittendrin. Zusammen mit meinem besten Freund Manu. Eigentlich Manuel. Ich lä-chelte ihn an und kippte die Chemikalie aus dem Reagenzglas in meiner Hand in das Becher-glas.
Einen Tisch weiter standen zwei Mädchen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Das eine trug enge Kleidung in gedämpften Tönen und hatte schwarz-rote Haare, zu heller Haut. Das andere war dunkelhäutig und trug wie immer goldbraune Töne. Zusätzlich zur dunklen Haut-farbe betonte das lange Kraushaar seine Afroamerikanische Herkunft.
Fly und Naomi, meine besten Freundinnen. Fly hieß eigentlich Jessica. Aber den Namen be-nutzte niemand. Außer den Lehrern. Ich weiß auch nicht, woher der Spitzname Fly kam. Niemand kannte sie anders.
Die beiden kippten ebenfalls gerade Chemikalien zusammen. Mr. Bacen, unser Lehrer hatte uns eine Anleitung gegeben und uns dann einfach machen lassen.
„Hey, kommst du nach der Schule noch mit ein Eis essen?“
Ich blickte von dem Zettel auf, zu dem ich mich runtergebeugt hatte.
Manu blickte mich belustigt an.
„Bitte?“
„Kommst du nach der Schule mit ein Eis essen?“, wiederholte er.
„Ähm...eher nicht. Hausaufgaben und so.“ Okay, das war eine Lüge. Ich hatte einfach keine Lust.
„Oh...okay.“, er wirkte niedergeschlagen.
„Sorry. Aber morgen. Bestimmt.“
Er nickte. „Was kommt als nächstes?“
„Ähmm...“, ich blickte auf das Blatt. „Kupfersulfat darein.“, sagte ich und deutete das gefüllte Becherglas, das am weitesten von mir entfernt stand.
Schweigend beobachtete ich das Kupfersulfat, das in der Substanz in dem Glas versank. Dann notierte ich was ich gesehen hatte.
„Dawn?“
„Hmm?“ ich blickte wieder auf.
„Was schreibst du?“
„Na, dass sich das Zeugs dadrinnen nicht löst, sonder einfach verschwindet. Einsinkt und um-schlossen wird. Irgendwie so was.“
Manu lächelte, schüttelte den Kopf und griff nach Blatt und Bleistift. „Darf ich?“
Widerstandslos überließ ich ihm das Klammbrett. Er fügte meinen Ausführungen noch eigene Angaben hinzu. Ich fand eigentlich, dass ich recht schön schrieb, aber wenn ich seine feinsäu-berliche Handschrift daneben sah, wirkte meine unordentlich und schief. Manu hatte schon immer so ordentlich geschrieben, seit er es konnte. In der Grundschule hatte ich mich mit bei-nahe vergeblichen Versuchen abgemüht, Buchstaben zu fabrizieren. Aber bei ihm hatte auch ein misslungenes O fast graziös gewirkt, soweit man das bei Buchstaben von kleinen Kindern sagen konnte. Und seine Schreibschrift hätte glatt gedruckt sein können.
Ich glaube, er sagte etwas, aber ich reagierte nicht. Mir war geraden ein Gedanke gekommen. Eher waren meine Gedanken abgeschweift. Heute Morgen war Mum wieder vollkommen überstürzt aufgebrochen. Mir hatte sie nie wirklich gesagt, was sie beruflich tat. Ich mein, hallo? Ich bin fast 16. Noch zwei Tage. Aber trotzdem konnte ich doch erwarten, dass Mum mir verriet, was sie war, oder? Wohin sie immer verschwand. Ich wusste, dass sie sich immer herausputzte und dass sie wohl viel verdiente. Mein Dad war vor Jahren gestorben, das hieß, dass Mum mich, Gideon, Nick und Hannah allein ernährte. Glaube ich. Bei unserer Familie konnte man sich nicht sicher sein. Immerhin wohnten bei uns genügend Generationen zu-sammen. Mum, meine Geschwister, Tante Marge, deren Tochter und gleichzeitig meine Cou-sine Charlotte und ihr Bruder Jack, deren Vater Hugh und meine Großmutter Cloe. Achja, und ich. Das war schrecklich. Aber trotzdem schienen sich wohl alle zu unterstützen. Nur neuer-dings tuschelten meine Großmutter, Mum, Tante Marge, Jack und Charlotte immer wieder. Und sobald ich kam, wurde es still. Sie taten immer geheimnisvoller.
Der Gedanke war so schnell gekommen, dass ich nicht einmal mehr merkte, wie mir das Glas-röhrchen aus der Hand glitt und fiel.
Es landete mitten in dem Becherglas vor mir. Das Röhrchen zersplitterte noch am Rand des Glases. Und genau in dem Moment fiel mir auf, dass ich in drei tagen Geburtstag hatte und dass ich mich kindisch anstellte, wenn ich mich wunderte, dass meine Familie sich kurz vor meinem Geburtstag seltsam benahm.
Es zischte und grünlicher Rauch stieg auf. Ich wollte irgendetwas tun, aber meine Beine schienen wie im Boden festgewurzelt. Manu bewegte sich auch keinen Millimeter. Er starrte nur auf das Becherglas, in dem sich das Blau aus dem Röhrchen mit dem eigentlichen Inhalt des Becherglases vermischte. Die Glassplitter klebten am inneren des Becherglases, schwammen in der Flüssigkeit oder hatten sich auf dem Boden abgesetzt. Das Blau lief fast in Blumenform am inneren des Glases hinunter und vermischte sich mit der Flüssigkeit zu einem grünen Gemisch. Dem schönen Anblick zum Trotz stieg beißender Rauch auf. Ich konnte mich immer noch nicht bewegen. Mein Denken wollte etwas machen, aber mein Körper ver-sagte. Ich schaffte es nicht einmal aufzukeuchen. Der Gestank hüllte mich ein. Es roch nicht nach verfaulten Eiern oder so. Eher nach Scheuermittel, schlechtem Parfüm, verdorbenen Lebensmitteln und saurer Milch. Mir wurde davon speiübel.
Mein Blick blieb starr auf Manu gerichtet. Er verzog das Gesicht, krallte seine Finger in die Tischplatte, bis seine Knöchel weiß hervor traten, dass es aussah, als kippe er gleich, bewegte sich sonst aber nicht. Langsam tanzte es vor meinen Augen. Dann immer schneller.
Ich kippte nach hinten, spürte, wie ich gegen einen Tisch stieß, sank an ihm hinab und blieb liegen.
Um mich herum war es dunkel. Angenehm dunkel. Aber es stank entsetzlich. Dann verlor ich ganz das Bewusstsein und fiel immer tiefer in dieses wohlige Dunkel.


Es heißt, wenn man das Bewusstsein verliert kehren die Sinne in der Reihenfolge zurück, in der man sie verloren hat. Das letzte, was ich gerochen hatte, war der Gestank, der von dem Rauch ausgegangen war. Und genau dieser Gestank kroch mir auch jetzt als erstes wieder in die Nase. Vorsichtig schlug ich die Augen auf. Über mich gebeugt stand etwa die Hälfte der Klasse. Mr. Bacen, unser Lehrer, betrachtete mich forschend, kniete sich neben mich und leg-te mir die Hand auf die Stirn. „Sie ist vollkommen unterkühlt. Bringen Sie sie weg.“
Ich setzte mich vorsichtig auf. Was mir auch gelang, wenn man mal von dem Schwindelge-fühl und der Übelkeit absah. Zum Glück, war ich nirgendwo gegengestoßen, wenn man mal von dem Tisch absah, gegen den ich geprallt war, als ich gefallen war. Ich blickte mich um. Manu lag auf dem Rücke, nicht weit von mir. Er hatte seine Beine angewinkelt und setzte sich grade auf.
„Wie geht es dir?“, fragte er und lächelte mich an.
„Mir brummt der Schädel.“, antwortete ich und versuchte aufzustehen. Meine Beine wankten, aber jemand, der hinter mir stand fing mich auf.
„Danke“ murmelte ich.
„Los bringen Sie sie nach draußen, da ist es wärmer. Sowohl Manuel, als auch Darwen sind unterkühlt. Machen Sie schon.“, natürlich war das Mr. Bacen.
Ich spürte Hände auf meinen Armen, die mich sanft, aber bestimmt aus dem Raum heraus bugsierten. Ich wollte eigentlich gar nicht. Mir war nicht kalt, oder so. Mir ging es gut.
Hinter mir hörte ich Manu, wie er seine „Träger“ beschimpfte. Sie fassten ihn wohl zu grob.
Was war da denn los? Sah ja cool aus. Ich blickte zur Seite, um den Sprecher ausfindig zu machen, aber niemand bewegte die Lippen.
Cool. Ich kann ihr in den Ausschnitt gucken. Ich wand mich zur anderen Seite. Auch hier sprach niemand. Abes jemand hatte doch etwas gesagt. Ich blickte in das Gesicht des Jungen, der mich schob. Chris. Eigentlich ein ganz netter Typ, wenn auch kaum ein Freund von mir.
„Alles klar, Dawn?“
Ich nickte. Bald standen wir draußen auf dem Hof. „Leg dich hin.“, wies Chris mich an.
„Nein.“, sagte ich und schüttelte den Kopf. „Mir geht es gut. Wirklich.“
„Dawn. Stell dich nicht an. Deine Wangen sind eiskalt.“, sagte er und legte mir die Hand auf die Wange. Er hatte Recht. Zumindest waren seine Finger verdammt warm. Sie brandten fast.
„Wie lange bin ich ohnmächtig gewesen?“, fragte ich ihn.
„Nicht lange. Ein, zwei Minuten.“, erwiderte Chris und drückte mich auf den Boden. Wie konnte ein Mensch in der kurzen Zeit so rasant abkühlen?
„Manu?“, fragte ich und richtete mich wieder auf. Er saß etwas abseits, rappelte sich aber auf, als er seinen Namen hörte und trottete zu mir.
Er kniete sich vor mich und sah mich fragend an. „Ich will was ausprobieren.“, sagte ich und legte meine Hand an seine Stirn. Erst ganz vorsichtig die Fingerkuppen, dann die ganze Hand. Nichts. Unsere Körpertemperatur war gleich. Vollkommen gleich. Ich wechselte die Hand, aber auch hier war nichts zu spüren.
„Soll ich bei euch bleiben?“, fragte Chris.
Ich nickte, während Manu den Kopf schüttelte. Chris sah uns irritiert an. „Ist egal.“, sagte ich.
„Gut, dann geh ich. Mir ist es hier zu warm.“, damit wand er sich um und verschwand. Zu-sammen mit zwei unserer Mitschüler, die Manu hergebracht hatten.
„Was war das vorhin?“
Ich wusste natürlich keine Antwort auf seine Frage. Schweigend saßen wir da und hingen unseren Gedanken nach. Irgendwann bemerkte ich, dass meine Hand immer noch auf Manus Stirn ruhte und zog sie weg.
Nein! Lass sie da. Mach weiter.
Verwundert hielt ich in der Bewegung inne. „Wieso?“
„Wieso was?“, jetzt war er verwundert.
„Wieso soll ich meine Hand da lassen?“
„Das hab ich doch gar nicht gesagt.“ Weil ich es liebe.
„Natürlich. Hast du! Und gerade hast du gesagt, dass du es liebst, wenn sie da ist.“ Ich wusste wie absurd das klang, denn ich wusste selbst, dass er wissen müsste, was er gesagt hatte. Nicht nur absurd, irgendwie auch...als hätte ich es nötig. Also stockte ich mitten im Sprechen. Vielleicht war ich noch immer benommen von dem verrückten Rauch
„Einen Pence für deine Gedanken.“, er lächelte mich aufmunternd an.
„Ich...ich frage mich, wie das passiert ist.“, sagte ich einigermaßen wahrheitsgemäß.
„Was? Die Chemikalien?“
Ich nickte.
„Ich weiß es nicht. Seltsam war es auf jeden Fall.“, er lachte.
„Ja.“, antwortete ich.
„Ähm...Dawn?“
Ich hielt den Blick weiterhin standhaft auf den Boden vor mir gerichtet. „Was?“
„Na ja...du siehst aus, als kotzt du gleich.“
Danke, jetzt wo er das sagte, merkte ich erst wie übel mir war. „Vielleicht sollte ich nach Hause gehen“, ich brachte die Wörter kaum hervor.
Manu nickte.
Ich wollte aufstehen, aber ich schwankte. Manu war in weniger als einer Sekunde aufge-sprungen und hatte mich aufgefangen.
Ich bewegte mich erst nicht und brauchte einige Zeit, bis ich soweit war, mich aufzurichten. Zum einen, weil ich es erst gar nicht realisierte, zum anderen weil sich bei mir immer noch alles drehte.
Okay, ich war bereit, aber aus irgendeinem Grund stellte ich mich nicht auf meine eigenen Beine.
Oh Gott, wenn sie sich nicht bald hinstellt, sterbe ich.
Okay, das sollte niemand sagen. Ich blickte zu ihm auf. Sein Blick ruhte zwar auf mir, aber wieder auch nicht. Er sah mich nicht an, als sei ich von einem anderen Stern, eher als sei ich ein kostbares Schmuckstück.
Dawn! Bitte! Schau mich nicht so an!
Ich verstand es nicht. Er sagte etwas, aber auch wieder nicht.
Und dann machte es Klick. Ich fuhr so schnell hoch, dass ich gegen ihn knallte. Mit der Stirn gegen seine Nase.
„Aua!“, okay, das sagte er wirklich.
Ich starrte ihn einfach nur an. Das durfte alles nicht wahr sein. Nicht, dass es gereicht hätte, dass ich die halbe Klasse verpestet hatte; ich seltsam war, aber nein jetzt musste ich auch noch wissen, was andere Leute denken.
Manu hielt sich die Nase und blickte mich an. An seinen Händen klebte ein bisschen Blut.
Ich konnte kein Blut sehen. Gar keins. Ich wankte und spürte, wie mir noch übler wurde. Be-vor ich irgendetwas tun konnte, wand ich mich zur Seite und erbrach meinen gesamten Ma-geninhalt. Lecker.
„Dawn?“
Mir war immer noch übel. Also blieb vorübergebeugt stehen.
„Dawn?...Dawn?“, seine Stimme klang fordernd.
Ich weiß, wie ich heiße, verdammt.
„Dawn? Verdammt Dawn, was ist los? Dawn? Dir ist doch nichts passiert oder?“
„Ja, was denn?“, genervt richtete ich mich auf. Was ich sofort bereute, denn ich schwankte wieder. Auch diesmal sprang er herbei, aber ich hatte mich gefangen, bevor er wirklich da war. Ich war ja nicht hilfsbedürftig, oder so.
Und genau jetzt fiel mir auf, dass ich in der letzten Minute nichts gehört hatte, außer seinen wirklich ausgesprochenen Sätzen und meinem rasendem Herzen. Und prompt kehrten seine Gedanken zurück. Verdammt.
Sie ist so süß, wenn sie verwirrt ist, oder versucht, sich selbst zu helfen. Oh Gott, jetzt habe ich da schon wieder gedacht. Nein, nein, nein. Das darf doch wohl nicht wahr sein. Oh Mann, und ich merke nicht einmal, dass sie sowieso...Gott, ist das peinlich. Wie gut, dass sie nichts davon weiß. Vielleicht hätte ich sie nicht fragen sollen, ob sie mit mir ein Eis essen geht...Was guckt sie denn jetzt so? Hab ich was im Gesicht? Oder das Blut...? Oh Gott, sie kann kein Blut sehen. Scheint, aber wieder zu gehen. Vielleicht hat sie sich deswegen übergeben? Ich sollte das besser wissen. Jetzt blickt sie mich immer noch so an. Was ist denn los? Oh Mann, Dawn! Ich glaube ich werde verrückt, wenn sie mich noch einmal so anschaut. Aber das darf ich nicht. Ich darf sie nicht...ich darf das nicht!
Ich riss mich los und begann in Gedanken die Nationalhymne zu singen. Das sollte mich ab-lenken. Ich wollte partout nicht wissen, was er über mich dachte, was er empfand oder seine kranken Fantasien miterleben.
„Darwen?“, fragte eine Stimme hinter mir. Das brachte mich aus dem Konzept, aber trotzdem war da kein anderer Gedanke, außer meinen eigenen.
Ich fuhr herum. Ein Mann, vielleicht Anfang dreißig stand dort und blickte mich mit eisgrau-en Augen an.
„Woher...?“
„Woher ich deinen Namen kenne?“, er lachte. „Darwen Wilson.“
Fassungslos starrte ich ihn an.
„Das ist eine interessante Frage. Um ehrlich zu sein, Darwen, weiß ich erst seit wenigen Mi-nuten, wer du bist. Seit ihr euren kleinen Unfall hattet.“
„Aber wie können Sie...“, setzte ich an.
„Dein lieber Freund hier“, er zeigte auf Manu „war so freundlich mich zu kontaktieren.“
Verwirrt blickte ich zu Manu, der den Mann fassungslos anstarrte.
„Ich bin Augustus Girgendale, Leiter des Instituts für außerordentlich Begabte.“
„Wie bitte?“, skeptisch hob ich eine Augenbraue, ließ sie aber sofort wieder sinken, weil ich einfach nur fand, dass das dämlich aussah.
„Institut für außerordentlich Begabte?“, wiederholte Manu und klang hysterisch. Süß.
Hinter mir schepperte es und ein Mülleimer lag auf der Seite. Der Inhalt verstreute sich rund drei Meter und mein (mittlerweile leerer Magen) drehte sich noch einmal um, als mir der e-kelhaft süßliche Geruch in die Nase stieg.
„Siehst du, ich sagte doch, ihr wäret begabt.“, Mr. Girgendale lächelte.
„Begabt?“, fragte ich, doch genau in dem Moment begriff ich. Das mit der Mülltonne waren wir gewesen. „Waren wir...?“
„Darwen hat es begriffen.“, Mr. Girgendale besah mich von oben bis unten. „Und...und wer denkst du, war es von euch beiden?“
Ich überlegte. Manu hatte hysterisch geklungen, da würde es passen, aber ich war auch ver-wirrt gewesen... „Manu.“
„Sehr schön, die junge Dame lernt schnell.“, sagte er, aber Manu blickte nur noch verwirrter.
„Ähm, ja.“ Aber eins verstand ich nicht. Wieso war er hier? Was wollte er von uns?
„Du fragst dich sicher, was ich von euch will. Das ist ganz einfach. Von euch will ich eigent-lich nichts, na ja, ein wenig. Aber entscheidender ist, was ich für euch tun kann.“, er lächelte überlegen.
„Ähm...wieso sollten wir ihre Hilfe wollen?“, mischte Manu sich jetzt auch wieder ein.
„Tja, weil ihr eure Kräfte nicht kontrollieren könnte und somit eine Gefahr für die anderen und vor allem für euch selbst seid.“
„Ja, klar. Kräfte!“, Manu schaute verächtlich drein.
Kräfte? Ich konnte es nicht kontrollieren, da hatte er Recht, aber gefährlich war es doch nicht.
„Hey! Wenn ich das mit das da drüben,“ er deutete hinter sich, „war – übrigens echt was Coo-les – was kann dann Dawn?“
„Ich... ich kann ...ich weiß, was ihr denkt.“, ich schluckte und blickte zur Seite. Eigentlich hatte ich Manu ausweichen wollen, aber irgendwie hatte ich mich zur falschen Seite gedreht und blickte genau auf ihn. Er war kalkweiß und er zitterte unkontrolliert.
„Manu? Oh Gott, es tut mir Leid.“, das stimmte nicht ganz, denn was konnte ich denn dafür, wenn er so einen Scheiß dachte?
Seine Zähne schlugen trotzdem immer noch aufeinander. Scheiße.
Ohne Nachzudenken ging ich auf ihn zu und legte meinen Arm um seine Schulter.
Und prompt stürmte alles auf mich ein, seine Gedanken und Gefühle. Da war Wut, Hass, Lie-be, Verzweiflung, Scham, aber am meisten überwiegte die Schockiertheit.
Er hatte die Augen weit aufgerissen und starrte mich an.
Lass mich in Ruhe.
Ich schwieg. Er sollte nicht merken, dass ich wusste, was er dachte.
Ich sagte, lass mich in Ruhe! Dawn, hau ab!
Ich ignorierte ihn immer noch. Aber ich nahm meinen Arm weg.
Dawn, hau ab. Ich weiß genau, dass du mich hörst. Das kannst du nicht leugnen. Ich weiß es. Darwen, Mach dich aus meinem Kopf, was auch immer du gehört, gesehen oder was auch immer gemacht hast, vergiss es. Wenn du nicht sofort abhaust, hast du ein Problem.
Ich ignorierte ihn und biss mir auf der Unterlippe herum.
LASS MICH IN RUHE! VERZIEH DICH. DU BIST DAS LETZTE!
Ich zuckte zusammen, als der stumme Schrei durch meinen Kopf zuckte. Alles dröhnte und ich hatte das Gefühl mein Kopf würde platzen. Also presste ich mir die Hände gegen die Schläfe, was nicht wirklich half. Manu schrie einfach stumm weiter.
Ich hörte nicht mal richtig, was er sagte, aber es war laut, verdammt laut. Ich sank auf die Knie. „Hör auf!“, ich wollt eigentlich schreien, aber es war nur ein Flüstern, kaum ein Hauch außerhalb meines Mundes.
Manu brüllte immer noch, aber etwas mischte sich in seine Worte. Eine andere, beruhigende Stimme. Dawn, beruhig dich. Blende ihn aus. Ignoriere sein Geschrei einfach. Er ist aufge-bracht.
Ich versuchte es wirklich, aber es gelang mir nicht. Ich probierte es sogar wieder mit der Na-tionalhymne, aber auch das half nicht.
Darwen, beruhig dich, bitte.
Ich bin ruhig, verdammt. Dumm, dass sie mich nicht hören konnte, deswegen wiederholte ich das laut.
Ja, Dawn, du bist ruhig. Konzentrier dich auf irgendetwas, blende ihn einfach aus.
Ich versuchte mich krampfhaft an das Mittagessen an dem Dienstag vor zwei Wochen zu er-innern.
Und plötzlich war es still. Richtig still.
„Du musst dich darauf konzentrieren, dann kannst du es ausblenden.“, Mr. Girgendale lächel-te und zum ersten Mal fielen mir die Bartstoppeln an seinem Kinn auf. Und jetzt wusste ich auch, was mich so irritiert hatte. Er war doch höchsten Mitte dreißig, aber Leiter eines Insti-tuts??
„Du fragst dich sicher, woher ich das weiß oder?“, er blickte mich an und musterte mich noch einmal von oben bis unten.
Nein eigentlich nicht, ich will wissen, warum Sie jünger aussehen, als Sie sind. So viel jünger.
„Äh ja genau.“, sagte ich und richtete mich langsam wieder auf. Mir war zwar nicht mehr schwindelig oder übel, aber meine Beine hatten ihre Tragfähigkeit noch nicht wiedererlangt.
Ich wollte mich irgendwo festhalten, aber nichts war da, also schwankte ich wieder. Doch diesmal trat Mr. Girgendale zu mir und fing mich auf. DAS war mir peinlich. Seine Haut war verdammt warm. Scheiße. Das tat weh.
Aber er hielt mich weiter eisern fest. Am liebsten hätte ich Manu nicht angesehen, aber er fing meinen Blick auf. In seinen Augen spiegelte sich Wut, Verletztheit und noch etwas, das ich nicht deuten konnte.
Er schien zu überlegen. Er zögerte, dann sagt er: „Ich nehme sie. Komm her Dawn.“
Mr. Girgendale zuckte mit den Achseln, was mich sofort ins wackeln brachte und ließ mich los. Ich lehnte zwar immer noch irgendwie an ihm, aber ich hätte theoretisch stehen können.
Wäre ich nicht so wackelig auf den Beinen gewesen, wäre ich wohl sofort herübergelaufen.
Manu trat zu uns und ich stemmte mich hoch. Jetzt ging es. Der Mann hinter mir trat zurück und ich stand alleine. Ich stand. Gott, wie peinlich das alles war.
Ich blickte Manu unverwandt an, der die Lippen aufeinander presste, spürte aber gleichzeitig den Blick von Mr. Girgendale.
„Manuel, Darwen, wir sollten los.“
„Wohin?“, fragte ich. Falsch, keuchte ich eher.
„Ins Institut. Hier wird alles geregelt. Eure Eltern werden eingeweiht beziehungsweise be-nachrichtigt.
„Ich geh mit keinem Fremden mit!“, gut, das hatte Mum mir eingeschärft, als ich kleiner ge-wesen war, aber war doch nützlich.
„Stellt euch mal nicht so an.“
„Ich traue ihnen nicht. Sie können kein Institut leiten, Sie sind viel zu jung!“, platzte ich her-aus.
Mr. Girgendale brach in Gelächter aus. „Das Aussehen täuscht oft das Auge des Anderen.“
Was auch immer dieser Orakelspruch bedeuten mochte.
Ich antwortete mit einem bestimmten „Nein, wie gehen nicht mit.“
„Gut, hier meine Karte. Bei den kleinsten Anzeichen von Unnormalität kontaktiert ihr mich. Übrigens Darwen: deine Mutter hat Recht. Du bist ein reizendes Mädchen.“
Er reichte mir eine kleine, weiße Visitenkarte, die rot bedruckt war, wand sich um und verließ den Schulhof.
Es klingelte zur Pause.
Ich spürte es, bevor ich irgendetwas hörte. Die Stimmen würden wiederkommen.
Und als sie wiederkamen, war der Schwall so groß, dass ich das Bewusstsein verlor.







Der Siegelring der Marki


Der Ring dient zu nichts weiter, als zur Erweiterung der Fähigkeit. Der Besitzer des Schmückstücks erhält Zugriff auf ihm bisher verschlossene Bereiche seiner Kräfte. Ein Verwandlungskünstler kann mit Hilfe des Ringes sogar andere Personen verwandeln. Ein Metaphors verfügt jetzt über die Möglichkeit nicht nur sich unmittelbar in der Nähe befindende Gegenstände zu bewegen, sondern auch welche, die er weder sehen noch irgendwie wahrnehmen kann. Die Reichweite ist zwar nicht unbegrenzt, aber groß. Eine Liana kann mit Hilfe dieses Ringes sogar den Eindruck erwecken, andere können die Toten auch sehen.
Der Ring ist gefährlich, er beschert seinem Träger beinahe unendliche Macht, er darf nie in die falschen Hände geraten. Am besten sollte er ü-berhaupt nicht auftauchen. Nirgendwo. Alle Jagden nach diesem Ring wa-ren erfolglos. Die Sucher mussten aufgeben oder verschwanden spurlos. Der Ring will nicht gefunden werden.

Chroniken der Magie, 3. Band.




2:

Ich blinzelte und öffnete vorsichtig die Augen.
Dawn?
Über mir schwebte das Gesicht meiner besorgten Mutter.
„Mum.“
„Engelchen, wie geht es dir?“
Ich zuckte im Liegen die Schultern.
„Du hast uns allen Angst gemacht!“; sagte sie, dachte aber gleichzeitig etwas ganz anderes: Sie ist wie wir alle.
Dann hörte ich leise um mich herum die Stimmen. Oder eher Gedanken.
Sie ist wach...wir müssen uns beeilen...sie braucht Unterricht...wird sie es schaffen? ...sie ist noch so jung...wo ist der Junge, der mit ihr herkam? ...Wer ist sie? ...Das ist .Amelíes Toch-ter? ...sieht ihr nicht ähnlich...
Ich konzentrierte mich und versuchte diese blöden Gedanken von anderen Leuten, die sowie-so nur an mich dachten, zu vertreiben.
Als ich dachte ich hätte es geschafft, hörte ich noch etwas. Die Gedanken eines einzigen An-wesenden im Raum, den ich mir nicht mal angesehen hatte. Wenn das wieder so lange dauert, kann ich alles gleich alleine machen. Angeblich kann sie ja das gleiche. Wer weiß.
Ich sah mich um. Es war eigentlich ein kleines Zimmer. Zwei Betten standen hier – in einem lag ich – zwei Kleiderschränke, ein Schreibtisch mit zwei Stühlen. Das war es, abgesehen von den ganzen Menschen.
Mum saß auf meiner Bettkante. Im Hintergrund zwei Frauen in seltsamen Umhängen und drei Männer, die gleich bekleidet waren. Mein Blick schweifte zu dem anderen Bett. Tante Marge, Charlotte und Jack standen da und musterten mich interessiert. Gott, was machten die hier? Oder eher, was machte ich hier? Und wo war ich überhaupt?
„Mum, wo bin ich?“
„Im Institut, Schatz.“, sagte sie und lächelte. Okay, ich war noch am Schlafen. Gleich würde ich aufwachen.
„Okay, Leute, sie ist wach. Wir kommen gleich.“ Erst dachte ich, das wäre Mum gewesen, aber Tante Marge hatte es gesagt.
Die seltsamen Menschen im Hintergrund gingen, zurück blieb meine Familie. Ich stand lang-sam auf.
„Mum? Wieso bin ich hier?“
„Weil du eine besondere Gabe hast.“, antwortete Tante Marge an Mums Stelle. Ja, natürlich.
Wieso kann sie so etwas und ich nicht? Ich besah mir alle Gesichter und überlegte, wer das gedacht haben könnte. Infrage kamen nur Charlotte oder Jack. Ich tippte auf Charlotte. „Glaub mir, das willst du gar nicht können.“, sagte ich schwach. Oh Gott, ich spürte, wie die Übelkeit wiederkam. Ich krallte mich an einem Bettpfosten fest, dann ging es.
„Wieso nicht?“, fragte Charlotte ungläubig. Ich hatte also richtig gelegen.
„Brutale Kopfschmerzen, Übelkeit und Leute, die dauernd auf dich einreden, ohne, dass du etwas dagegen tun kannst.“, sagte ich und lächelte schief.
„Oh.“
Jack blickte endlich auf. In seinen Augen lag Neugierde, aber auch etwas Fragendes. „Mum, wenn ich meine Sache kann und Dawn das hier...was ist mit Charly?“
Ich stoppte mitten in dem was ich gerade tat. Ich kann mich nur nicht erinnern, was es war.
„Du?“, brachte ich vollkommen verdutzt raus.
„Ja, ich.“
„Was...?“
Doch statt einer Antwort schnippte er mit den Fingern und das Licht ging an. Okay... das gab es dauernd. Als er meine ungläubige Miene sah, schnippte er noch einmal. Diesmal flog das Fenster auf. Okay...ich hatte ja schon viel Verrücktes erwartet, aber das nicht.
Neben ihm ertönte ein kleiner Knall und Charlotte war verschwunden. Beziehungsweise, an ihrer Stelle stand ein Storch.
Eigentlich war die Situation nicht sonderlich komisch, trotzdem brach ich in lautes Lachen aus. „Damit hat sich die Frage erledigt.“, kicherte ich.
Charlotte, oder der Storch oder der Charlotte-Storch schlug wild mit den Flügeln und fegte Bücher von dem Schreibtisch.
Dann knallte es wieder und Charlotte stand etwas strubbelig wieder neben ihrem Bruder.
„Das ist widerlich.“, sagte sie und fuhr sich über den Mund. Mach du das Mal!
„Charlotte, du bist spät.“, stellte Tante Marge in einem Ton fest, der darauf schließen ließ, dass sie dieses Thema schon haarklein durchgekaut hatten.
„Mum! Was kann ich denn dafür? Ich bin auch erst vor drei Monaten siebzehn geworden!“, Charlotte schüttelte sich. Und sie ist erst fünfzehn!
„Ja, ja...“
„Dawn, kämme dir die Haare, wir wollen zum Großmeister.“
Irritiert sah ich meine Mutter an. „Wohin?“
„Zum Großmeister, sagte ich doch!“ Stell dich nicht so doof!
Ich kam ihrer Aufforderung nach und zusammen verließen wir das Zimmer.
Das Institut war ein altes Schloss. Mum führte mich durch verschiedene Gänge und ich verlor schnell die Orientierung.
Das alles war seltsam. Wir waren alle etwas besonderes, oder niemand war besonders. Ich hatte irgendeine bescheuerte Gabe, meine Cousine konnte sich in einen Storch verwandeln und mein Cousin Dinge bewegen indem er schnippte - und Manu konnte auch irgendwie so etwas, aber das war egal – irgendetwas hatte das doch mit dieser Familie zutun. Ich erinnerte mich an Mums Gedanken, kurz nachdem ich aufgewacht war: Sie ist wie wir alle.
„Mum? Wusstet ihr schon vorher, dass ich so etwas können müsste? Also ich hatte ja heute diesen Unfall in Chemie, seitdem ist das so, deswegen...“
„Ja. Viele in dieser Familie sind begabt. Mich wundert es nur, dass es bei dir so früh aufgetre-ten ist. Normaler Weise passiert das alles das erste Mal am siebzehnten Geburtstag des Trä-gers.“, und in Gedanken fügte sie hinzu: Was ist denn in dieser Familie schon normal?
„Nichts, Mum, nichts. Aber was ist mit Manu?“
„Das ist die Frage, mein Engel. Entweder ist seine Familie schon vorbelastet, aber das müsste der Großmeister wissen, oder aber seine Fähigkeiten sind durch – wie du es genannt hast – euren Unfall zutage gekommen. So oder so, ist er hier.“ Wir bogen um eine Ecke und ich stieß fast mit einer alten Ritterrüstung zusammen. Schnell wich ich ihr aus.
„Mum, was ist mit der Schule?“
„Wie?“
„Na, wie sind wir hergekommen? Und so...“
„Manuel hat mich angerufen, als du zusammengebrochen bist und hat mir wirres Zeug er-zählt, aus dem ich aber herausgehört habe, dass deine Gabe sich gezeigt hat, und ich habe den Großmeister verständigt, aber er war aus irgendeinem Grund schon da. Und dann haben wir dich hierher gebracht. Ach ja: Ich habe euch im Sekretariat abgemeldet. Ihr müsst euch erho-len habe ich gesagt, du und Manuel. Das heißt, ihr bleibt erst einmal bis zum Wochenende hier.“
„Mum, wo ist hier?“
„Na, im Institut. Aber du stellst schon wieder sinnlose Fragen, das weißt du doch.“, schalt sie mich.
„Und wo ist das Institut?“ Oh man, waren hier alle so schwer von Begriff?
„Etwas 30 Kilometer von Phoenix entfernt. Nahe des Gila. Aber stell keine Fragen mehr, wir sind da.“ Mum blieb vor einer großen Flügeltüre stehen.
Da ich auch unschlüssig stehen blieb, schob sie mich vor. „Du zuerst.“
Ich betrat den Raum und wusste sofort, dass alle Augen auf mich gerichtet waren. Mr. Gir-gendale saß in einem Ohrensessel, seine eisgrauen Augen direkt auf mich gerichtet. Hinter ihm standen zwei Frauen, Eine blond und groß gewachsen, die Andere klein und rothaarig.
In einem Stuhl vor dem Fenster saß ein alter Mann, mindestens achtzig. Von meiner Position aus konnte ich nur eine Seite seines Gesichts sehen. Graues Haar umrandete ein vom Alter gezeichnetes Gesicht. Aber irgendwie schaffte der Mann es mich anzusehen.
Der einzige, der mich nicht ansah, war ein junger Mann, höchstens zwanzig. Er lehnte mit dem Hintern an dem Schreibtisch, der in der Mitte des Raumes und vor Mr. Girgendale stand und studierte seine Fingernägel. Er hatte mittellange schwarze Haare, die er zu einem Zopf zusammen gebunden trug, aus dem sich aber einige Strähnen gelöst hatten und ihm jetzt ins Gesicht fielen. Er hatte strahlend blaue Augen. Und jetzt blickte er auf und musterte mich von oben bis unten. Auf einmal kam mir mein Top zu weit ausgeschnitten, die Jeans zu kurz und meine Haare zu strähnig vor.
„Das ist sie also.“, sagte er und wand die Augen von mir. Sowohl der Klang seiner Stimme als auch seine Haltung hatten etwas Arrogantes. Ich mochte ihn definitiv nicht.
Auf mich prasselten alle möglichen Empfindungen und Gedanken ein und ich wollte schon aufschreien, aber ich überlegte es mir anders und lächelte, während ich meine Fingernägel in die Handfläche meiner linken Hand grub.
„Darwen.“, Mr. Girgendale stand auf. „Schön, dich zu sehen. Hast du gut geschlafen?“
Ich nickte.
„Gut Das ist schön. Darf ich dir die Herrschaften vorstellen?“, erzeigte hinter sich auf die bei-den Frauen. „Das ist Jeanette LaBelouf, die Ärztin hier“ die Blonde. „Und das ist Mrs. Dalla-han, sie ist meine Sekretärin.“ Beide Frauen nickten freundlich.
„Und das alte Klappergestell hier ist mein Vater, Timothio Girgendale.“, das alte Klapperge-stell sah ihn wütend an, dann lächelte es.
„Hallo.“, sagte ich leise.
„Und ich bin der Großmeister.“
Mir stockte der Atem. Er hatte nichts über den jungen Mann gesagt. Als der Großmeister meinem Blick folgte, lächelte er. „Ach ja: der junge, nette Man zu meiner Rechten ist Wing-ton Shepard, dein Lehrer.“
Ich stieß die Luft wieder aus. „Mein...Lehrer?“
„Ja, dein Lehrer.“, Wington blickte mich desinteressiert an. Auch, wenn uns beiden das nicht passt.
Ich war überrascht, dass ich seine Stimme so laut hörte, bis jetzt war sie mir nicht aufgefallen.
Bis jetzt habe ich dich auch nicht teilhaben lassen.
Fasziniert starrte ich ihn an.
Mach den Mund wieder zu, ich bin auch nur ein Mensch.
Gehorsam schloss ich den Mund wieder.
„Darwen, du wirst jetzt erst einmal hier wohnen. Damit wir dich ausbilden können, das wird nicht so lange dauern, denke ich. Du siehst aus, als könntest du es schnell lernen.“, brachte der Großmeister mich zurück zum allgemeinem Geschehen.
„Charlotte hatte ihre erste Verwandlung vorhin“, sagte Mum und ich blickte zu ihr.
Irgendwie war es doch einfacher als ich gedacht hatte, die Stimmen zu ignorieren.
„Dann sollte sie auch hier bleiben. Die beiden können sich ein Zimmer teilen.“, beteiligte die Ärztin sich. Sie sprach mit einem französischen Akzent, sodass sich ihr „sich“ anhörte wie „siesch“.
„Ja. Und Jack auch, nur zur Sicherheit.“, das war Mum.
„Natürlich, Amelíe. Möchtest du deiner Tochter Sachen holen oder soll ich welche kaufen lassen?“, Mr. Girgendale blickte Mum interessiert an.
„Ich fahre welche holen, dann bleibe ich hier. Können die Kinder mitkommen? Oder soll ich sie bei Marges Mann lassen?“
„Lass sie lieber daheim, sie müssen nicht direkt eingeweiht werden.“
Mum nickte, dann eilte sie davon.
„So, ich schlage vor, dass Wington jetzt mit Darwen rausgeht und beginnt. Oder?“, schlug sie kleine Rothaarige vor.
„Nein, raus ist keine gute Idee. Da sind zu viele Schüler im Moment. Dann kann es Stunden bis zum ersten Erfolg dauern.“, sagte Wington.
„Außerdem wollte ich sie noch untersuchen.“, warf die Ärztin ein. „Also husch, husch!“ Ich musste bei ihrem „Üsch, üsch!“ grinsen.
Alle verließen den Raum, sogar das Klappergestelle recht schnell. Nur mein Lehrer blieb.
„Zieh das Top aus.“
„Aber er...“widersprach ich, aber beide schüttelten den Kopf, sowohl die Ärztin als auch mein Lehrer. Blöder! Vollidiot!
Achselzuckend streifte ich mein Oberteil ab und wartete auf die nächsten Anweisungen der Ärztin.
Sie untersuchte mein Herz, nahm mit Blut ab – ich wäre fast wieder zusammengeklappt - und stellte mir Fragen, wie: „Rauchst du? Trinkst du regelmäßig Alkoholisches?“
Man, wer bin ich denn?
„Steig hier auf die Waage.“ Ich folgte ihrer Anweisung und hielt still. Ich spürte Wingtons Blick auf mir ruhen, obwohl ich ihm den Rücken zugewandt hatte.
Als ich wieder auf dem Boden stand maß sie mich. Aus irgendeinem Grund schaffte sie es mich nicht zu berühren. Also hatte ich keine Ahnung ob ich immer noch so kalt war wie heute morgen.
„Umdrehen!“
Ich gehorchte und stand – leider – mit dem Gesicht zu Wington. Der grinste.
„Was?“
„Deine Gedanken sind interessant.“, sagte er und sein Blick glitt von meinem Gesicht tiefer.
„Wo gucken Sie hin? Haben Sie noch nie ein Mädchen im BH gesehen, oder was?“, fauchte ich.
Belustigt sah er mir wieder in die Augen, dann antwortete er: „Ob du es glaubst oder nicht, habe ich. Und wenn du mich siezst komm ich mir alt vor, lass es.“
„Wieso sollte ich? Wenn Sie mich unterrichten, dann sind Sie mein Lehrer und Lehrer sieze ich grundsätzlich.“ Hoffentlich hatte ich überzeugend geklungen.
„Mich aber nicht.“, sagte er bestimmt und stieß sich von dem Tisch ab. Toll, sehr überzeu-gend.
„Fertig.“, sagte die Frau hinter mir. Es hatte eindeutig wie „Färtiesch“ geklungen. Reizendes Mädchen. Ein bisschen zu dünn, aber recht hübsch.
Was die Ärztin gedacht hatte ignorierte ich. Ich zog mir mein Top wieder an und wartete.
„Komm mit.“ Mein arroganter Lehrer schob mich vor sich her.
„Überanstrenge sie nicht. Sie hat noch keine Erfahrung.“
„Hmm. Darum hat sich bei mir auch niemand geschert.“, antwortete er und bugsierte mich durch die Tür.
Während ich neben ihm herlief, dachte ich nach. Was zur Hölle war hier los? Er war wohl der einzige, dessen Gedanken ich noch nicht gehört hatte. Doch hatte ich, weil er es so wollte. Konnte er auch...?





3:

Er führte mich durch den größten Teil des Gebäudekomplexes – so kam es mir jedenfalls vor -, bis wir einen Flügel erreichten, in dem die Unterrichtszimmer lagen. Die ersten Türen ließ er links, beziehungsweise rechts, liegen, dann hielt er mir eine Tür auf. „Hier, bitte. Nach dir.“, sagte er und machte eine übertriebene Geste, die an eine misslungene Verbeugung erin-nerte. Ich fluchte lautlos. Angeber!, dachte ich so laut und fies ich konnte, obwohl ich nicht wusste, ob er es hörte. Tat er, wie ich nach seinem belustigten Lächeln schloss. Am liebsten hätte ich ihm das breite Grinsen vom Gesicht gewischt. Wütend trat ich von einem Fuß auf den anderen, während er sich auf das Pult neben der Tür setzte.
„Darwen. Schicker Name.“, er grinste noch breiter.
„Deiner ist auch nicht besser. Wington. Wington, wenn ich das schon höre. Absolut affig.“
„Nenn mich Wing, das ist kürzer und klingt besser. Und du hast mich geduzt.“
Ich verdrehte die Augen. „War wohl ein Versehen.“, sagte ich und verzog den Mund. „Toll, und ich bin Dawn.“
Sein breites Grinsen war weggewischt. Ausdruckslos sah er mich an. „Schön. Genau wie Dämmerung.“, sagte er.
„Genauso“, sagte ich und dachte nach. Wing. Toll. „Schön. Genau wie Flügel.“
Er lächelte leicht. „Genauso.“
Das war mir zu abgedreht. „Können wir bitte das Thema wechseln?“
„Hmm ja.“, er drehte die Augen nach oben um nachzudenken. „Womit möchtest du anfan-gen?“
„Wie anfangen?“, ich verstand kein Wort und ließ ihn das auch spüren.
„Na bei deiner Ausbildung. Womit du anfangen möchtest. Mit leichten Abwehrtechniken von anderen Gedankenlesern, oder damit, dass ich dir beibringe, wie du eine Mauer aufbaust, durch die du geschützt bist und somit niemand deine Gedanken erfahren kann und du auch keine anderen erfährst? Oder doch lieber, wie du dich in die Gedanken eines anderen schleichst ohne, dass derjenige es merkt? Es dauert doch sowieso Wochen, wenn nicht sogar Monate.“, gelangweilt studierte er seine Fingernägel.
Der Typ regte mich auf! Und das ließ ich ihn auch mit einem Blick wissen. Wahllos wählte ich einer der drei aufgezählten Möglichkeiten aus. „Das mit der Mauer.“
„Wenn du meinst…“, er seufzte und bedachte mich mit einer Mischung aus Neugierde und Abscheu. Vielleicht auch mit Arroganz.
„Was haben Sie eigentlich für ein Problem?“
„Oh….ganz viele.“
Fast hätte ich ihn wütend angefahren, riss mich aber zusammen und kaute stattdessen einfach nur kontinuierlich auf meiner Lippe herum.
„Was? Sag bloß. Kein bissiger Kommentar?“, er grinste triumphierend, wie als hätte er mich endlich drangekriegt.
Wieder antwortete ich nicht, vermied es seinen Blick einzufangen.
„Hmmm? Also, doch. Was –“, ich unterbrach ihn mit einer Entgegnung, die so ruckartig und abrupt kam, dass ich selbst verwundert war. „Wo ist Manuel? Wo ist er?“
„Was weiß ich!“, das hatte ich erwartet, dass er sagte, aber Wington überraschte mich mal wieder. Er sah mich ausdruckslos an und verlieh seiner Stimme einen tonlosen Nachdruck. „Auf den Wiesen, damit er frische Luft erhält, das ist wichtig. Du kannst ihn später sehen.“
Ich nickte. Erleichtert und doch ein wenig verwirrt.
„Wollen wir anfangen?“
Ich nickte wieder, wiederholte die Bewegung.
„Gut. Setzt dich hin oder bleib stehen, ganz egal.“
Ich ließ mich auf einen der Tische direkt hinter mir sinken, die Füße baumelten sinnlos über dem Boden. „Und jetzt?“
Er grinste. „Und jetzt…konzentrierst du ich auf eine Mauer. Weiß, aus Backstein, wie auch immer. Deine eigene persönliche Mauer. Eine, die deine Gedanken einschließt, nichts einlässt und nichts hinaus. Komplett gezogen.“
Ich nickte zum dritten Mal und stellte mir eine Mauer vor. Eine vornehme, mir weißen Spit-zen, die mit Gold überzogen und verschlungen waren. So eine sollte es auch bei uns zu Hause geben. Manuel, der neben der Mauer stand grinste mich frech an. Manuel! Ich musste unbe-dingt mit ihm reden!
„Darwen, deine Gedanken driften ab, du bist nicht konzentriert genug.“, seine Stimme holte mich aus meiner kleinen Manuel-Mauer-Welt zurück.
Ich murmelte eine Entschuldigung, die er nicht einmal zur Kenntnis nahm und begann von vorn. Diesmal Backsteine auf einander geschichtet, einer nach dem anderen. Zwei Dutzend Dezimeter ragt die Mauer in den Himmel, überragt die Bäume umher. Ich selbst sitze in der Mitte, eingeschlossen ohne, dass irgendetwas bis zu mir durchdringt. Die Mauer schluckt ein-fach alles und ich starre auf ein grellgrünes Graffiti, das den roten Backstein verfärbt. Meine Beine liegen um Schmutz, auf staubigem Boden und ich sehe in den blauen Himmel. Über mir kreisen kleine Vögel, die größer werden, bedrohlicher.
„Gut, ich sehe schon. Du hast zu viel Angst vor Angriffen, die nicht frontal auf die Mauer schlagen. Dann stell‘ dir lieber eine Kugel vor, in der du beziehungsweise deine Gedanken eingeschlossen sind. Hermetisch abgeriegelt von der Außenwelt.“
„Na gut…“, murmelte ich und probierte es ein weiteres Mal.


Ich spürte die stechenden Kopfschmerzen auch eine halbe Stunde später noch, in der ich durch die Gänge des Institutes geirrt war, auf der Suche nach dem Ausgang. Wington hatte den Raum mit einer übermenschlichen Schnelligkeit verlassen, dass ich mich fragte, ob er überhaupt eines dieser Wesen war. Wir hatten fast drei Stunden diesen Mist probiert, geübt. Und nichts war dabei herum gekommen.
Ich stieß die breite Flügeltüre auf, vor der ich stand und wurde zu meiner Verwunderung von Sonnenlicht geblendet, da ich nicht mehr damit gerechnet hatte, dass ich den Ausgang fände.
Reflexartig kniff ich die Augen zusammen und späte zwischen meinen Wimpern hindurch um irgendjemanden zuerkennen.
Eine Gruppe junger Asiaten tummelte sich auf den Wiesen, lag unter einem Baum, dessen ausladende Äste einen riesigen kühlen Schatten warfen, in dessen Lichtlosigkeit die sieben Asiaten lagen, hockten oder knieten. Drei Mädchen und vier Jungen, von denen mir einer den Rücken zugewandt hatte. Jetzt wand er sich um und sein Gesicht erhellt sich, während ich erstarrte. Manuel grinste mich breit an.
Langsam, unsicher verließ ich die breite Steintreppe vor dem Portal, auf der ich Wurzeln ge-schlagen zu haben schien. Ich betrat den Kiesweg, der in einem Schlängel um den Baum führ-te und hielt auf sein grinsendes Gesicht und die winkende Hand zu.
„Dawn! Wie geht es dir?“
Ich blieb kurz vor ihm stehen, sodass ich hinunterblicken musste. „Klar. Wieso nicht?“, ich wusste selbst nicht, wieso ich log. Denn mir ging es wirklich nicht gut. Mein Kopf pochte, aber Wington hatte gesagt, dass Kopfschmerzen, Übelkeit und ein Verlust des Gleichge-wichtssinnes normal seien.
„Keine Ahnung. Ich habe dich heute noch nicht gesehen.“ Heute?
„Oh Mann! Sag bloß, dass ich den halben Tag und die ganze Nacht gepennt habe. Ich hab nicht mal was gegessen! Wie viel Uhr haben wir überhaupt?“, ich plapperte mal wieder ein-fach unkontrolliert los. Was auch sonst?
„Ich denke doch.“, sagte Manuel und grinste mich an. „Halb elf. Willst du meinen Apfel?“
Ich nickte, er wühlte in seiner Tasche, die neben ihm lag und ich ergriff das Obst und biss hinein. „Danke.“
Ich betrachtete die Asiaten. Die drei Mädchen waren absolut unterschiedlich. Eine hatte ein schmales Gesicht, trug eine dunkle Brille und hatte braune glatte Haare. Das Mädchen neben ihr hatte ein rundlicheres Gesicht, das von schwarzen Locken umrahmt wurden. Doch das faszinierendste der Mädchen war die Dritte. Sie wirkte generell zierlich, elfenähnlich. Blasse Haut, eisgraue Augen und weißblonde Haare, die in sanften Schlängelwellen um ihre Schul-tern flatterten.
Die Jungen sahen eigentlich alle gleich aus. Schwarze kürzere Haare, runde Gesichter, nur dass einer eine Brille trug. Ein silbernes Gestell, rahmenlos.
Fasziniert schwenkte mein Blick wie automatisch zu dem blonden Mädchen zurück, das sich gerade eine vorwitzige Strähne aus der Stirn strich.
Manuel vor mir begann zu lachen. Schallend zu prusten. „Lin ist schon von diesem Stern.“, lachte er.
„Äh ja…Wer sind die alle?“, ich stotterte mir einen zur recht und lief rot an, da alle Blicke auf mich gerichtet waren.
Manuel hatte sich beruhigt und holte tief Luft. „Die hier, die Dunkelhaarige ist Hay Nong.“, er wies mit der Hand auf das schwarzgelockte Mädchen, die mich freundlich anlächelte, ich nickte nur. „Die drei zu meiner linken sind Yo Zollet, Kay Shanori und Li Er Chaan.“, alle deuteten im Sitzen eine Verbeugung an, aber keiner lachte. Ich kam mir regelrecht vereimert vor.
„Die Dame, die dir gegenüber das Gras platt sitzt ist Isabell Mei Shanori.“, stellte Manuel die mit der Brille vor; auch sie grinste mir relativ dämlich entgegen. Jetzt würde er wohl die Blonde vorstellen. „ Und das-“ er machte eine theatralische Pause. „ ist Lin Ma Ni, das wohl bescheuertste Genie der Naturwissenschaften und Technik, das ich je kennen gelernt habe.“
Lin Ma Ni grinste und sprang auf. Ich hatte es kaum gesehen, jedenfalls stand sie knapp eine Sekunde später vor mir und umarmte mich. „Hey. Wie der kleine Knirps hier“, sie wies auf Manuel, der nur unwesentlich – man höre die Ironie - größer war als sie selber und sprach dann weiter. „schon gesagt hat: Ich bin Lin Ma. Du bist…?“
Erst jetzt dämmerte mir, dass mein lieber Manuel mich ja gar nicht vorgestellt hatte. Und deswegen setzte ich gerade zu einer Antwort an, als Lin Ma weitersprach. „Darwen, richtig? Manuel hat schon von dir gesprochen.“
Wie kann man denn als Asiatin so perfekt sprechen? Asiaten mussten zwangsläufig einen Sprachfehler haben und wenn sie nur kein „R“ sprechen konnten. Aber so ging das nicht!
Eines der drei männlichen Wesen, die im Gras lungerten, wand das Wort an mich. „Setz dich, dann könnten wir uns vielleicht unterhalten, oder?“
Ha! Da war der Sprachfehler der ein „R“ zu einem „L“ machte. Ich antwortete nicht, sondern starre dumpf umher. Der Junge klopfte auf die Stelle neben sich, wie um mir klar zu machen, dass da noch ein Plätzchen frei wäre.
Der Junge direkt neben Manu winkte ab. „Lass mal Kay, wenn sie nicht will…“
„Doch, doch!“, widersprach ich und beeilte mich, dass ich im grünen Grasmeer meinen Platz fand. Ich betrachtete Manuel, das dunkle Haar, die abgenutzte Sportjacke in Kaki. Irgendwie sah er immer so aus., überlegte ich und ertappte mich dabei, wie ich mir vorstellte, wie Manu wohl mit einer Zusselfrisur und anderen Klamotten aussähe.
Um mich selber von diesem difusem Thema zu lenken sah ich meinen besten Freund fragend an. „Sag mal…wollen die dich auch hier behalten?“
Das war eindeutig die falsche Frage gewesen.
Manuel verschluckte sich an was auch immer und röchelte sich erst einmal einen Ast ab, wäh-rend die sechs Asiaten uns verdutzt ansahen.
„Wie viel hat man dir gesagt, Dawn?“ Manuels Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Verwunderung, Verachtung und Mitleid, vielleicht auch Neugierde.
„Nicht viel.“, murmelte ich mir einen zurrecht. Manuel sah nun bestürzt aus.
„Na…ich war beim Großmeister, also den Girgendales, du weißt schon…Jedenfalls wurde ich untersucht und dann musste ich auch mit diesem bescheuerten Typen – wie hieß er denn noch mal? Wington Shepard? – eine Übung zur Abwehr machen. Schrecklich. Auf jeden Fall hatte ich danach tierische Kopfschmerzen. Und dann bin ich hier her.“ Ich rasselte die Ereignisse dieses Morgens in solch einer Geschwindigkeit hinunter, dass ich nach 10 Sekunden fertig war.
„Schön, Dawn. Aber was weißt du?“
„Oooohh. Also: Ich habe irgendeine kranke Begabung, der auf den Grund gegangen werden muss, deswegen soll ich hier bleiben. Ich weiß, dass ich gestern von diesen bescheuerten Chemikalien umgekippt bin.“
Na super, meine Ausführung mit dem gestrigen Tag brachte mir erstaunt Zwischenrufe, wie „Chemikalien??“ ein, sodass ich sie mit einer Handbewegung und den Worten: „Später, erst das.“ abwehren musste.
„Jedenfalls bin ich anders und jetzt bin ich hier, damit ich wieder normal werde. Meine Cou-sine und mein Cousin haben auch irgend so eine Fähigkeit. Charly kann sich in einen Storch verwandeln und Jacky…naja das wäre dann irgendwas bewegen, was er nicht berührt. Und ich kann… ach vergesst es, ferner ist es etwas schwierig zu vergessen, was ihr sagen wollt.“
Ich hoffte wirklich, dass das als Andeutung genügte, das war eben dieser Sprichwörtliche Wink mit dem Zaunpfahl.
Und - schwupps waren ihre sinnlosen Gedanken da.
Wie sie wohl so ist? – Niedlich ist sie ja – Ob Izzy wohl kochen wird, da Mum wohl kaum kann...oder muss ich selber? – Der Himmel ist irgendwie wahnsinnig blau. So Blau habe ich ihn noch nie gesehen… - Ob sie mal mit mir ausgeht? – Was wohl hinter dem Blondschopf vorgeht? – Irgendwie wirkt sie etwas blöd. – Ich muss mal mit ihr sprechen – Wie lange kenne ich sie jetzt schon? Und wie lange geht das so? – Sie ist echt goldig.
Ich konnte zwar die Gedankengänge nicht auseinander halten, aber ich war mir sicher, was die Mädchen und was die Jungen dachten. Jedenfalls konnte ich heraushören, dass es eigent-lich ausnahmslos um mich ging.
Letzten Ende konnte ich aber die sieben Stimmen auseinander halten.
Einer der Jungen stellte sich nicht gaanz so alltägliche Situationen vor, in denen ich dummer-weise eine tragende Rolle zu spielen schien.
Ich suchte die Gesichter der Jungen nach einem Anhaltspunkt ab, wer denn so einen Mist dachte, und hätte fast aufgeschrieen, als ich in Manus Gesicht blickte. Eine steinerne Maske, aber irgendwie gleichzeitig entspannt. Wie als versuche er krampfhaft einen wunderbaren Gedanken von sich fernzuhalten, was zu misslingen droht. Gedanken wie –
„Manuel! Guck nicht so! Was ist denn los?“ Meine Stimme klang schneidend, fordernd und nicht besorgt, wie sie sein sollte, aber er schien mich gar nicht wahrzunehmen.
Was willst du, Dawn, was willst du?
Ob er – nein er konnte einfach nicht wissen, dass ich wusste, was er dachte!
Noch ein Anlauf! „Manuel? Möchtest du nicht darüber reden?“
Nein! Nie!, dachte er panisch, sagte aber etwas ganz anderes: „Worüber? Dass ich so gucke? Wie gucke ich denn? Und jetzt sag nicht: Sooo! Weil das sagt mir absolut nichts, Dawn.“
„Fast als würdest du etwas gleichzeitig mögen und hassen.“, sagte ich wahrheitsgemäß und wartete auf eine Antwort. Aber es kam keine. Er schwieg, während die Asiaten auch nichts sagten, sondern nur stumm wie die Fische im Aquarium lauschten.
Irgendwie hatte ich es unterbewusst geschafft die Stimmen auszublenden Wie wusste ich nicht.
„Was für Übungen waren denn das? Also die mit deinem Mentor?“, wechselte Manuel galant das Thema.
„Ich sollte verhindern, dass er meine Gedanken lesen kann, indem ich mir eine Mauer vorstel-le, die meine Gedanken umgibt. Sehr erfolgreich war ich dabei nicht…“
Manuels Mundwinkel zuckten wie zu einem Grinsen, aber er tat es nicht, stattdessen durch-zuckte mich etwas.
Lass mich einfach in ruhe! Ich brauche niemanden, der sich um mich kümmert. Jedenfalls kann ich gucken wie ich will und vor allem aber kann ich denken, was ich will. Und wenn wir diese Diskussion geführt haben, verschwindest du aus meinen Gedanken!
Ich war wie getroffen von der Wucht seiner Gedanken und nickte nur stumm mit der Matt-scheibe auf meinem Hals.
Gut, da das geklärt wäre…
„Manuel? Was soll das? Denkst du ich mache das absichtlich?“, empörte ich mich mit meiner ach so tollen Quiek-stimme.
Ich versteh nur Bahnhof. - Ob die Anderen… Mir war klar gewesen, dass niemand etwas ver-stehen würde, aber das war egal. Solange Manuel das verstand…
Vielleicht nicht absichtlich, aber zumindest könntest du etwas dagegen tun!
„Deswegen bin ich hier!“, antwortete ich, wobei der Quengel - Anteil in meiner Stimme deut-lich zugenommen hatte. Die Gedanken der anderen sechs konnte ich ausblenden.
Dann lerne schneller oder wir können uns nicht mehr sehen. Was vielleicht besser wäre-
„Das wäre nicht besser!“, unterbrach ich ihn. „Was willst du denn von mir hören? Manu, ich kenne zwar deine Gedanken, aber ganz ehrlich? – mich interessieren sie nicht die Bohne. O-der lieber: Ich werde mich nie wieder in deinen Kopf schleichen, bis du nicht mehr denkst! Du spinnst doch!“
Ich will nicht, dass du in meinen Gedanken herumschnüffelst, nur weil du es kannst!
„Und damit unterstützt du es doch!“
Die anderen müssen nicht zwangsläufig wissen, was los ist, oder?
„Du bist schlecht drauf!“
Ein bisschen, na und?
„Wieso? Du kannst mir das Ganze auch höflich sagen!“
Meine schlechte Laune liegt nicht daran, dass ich mich mit dir streite, ob du die Möglichkeit hast, nicht in meinem Kopf zu sein. Sondern schlicht und ergreifend daran, dass ich ein Prob-lem habe.
„Ein bisschen genauer? Das war echt zu allgemein! Du hast Beziehungsprobleme?“, riet ich wild drauflos, und hatte – blöd, wie ich bin – recht.
Und selbst wenn, geht das dich, meine Liebe, herzlich wenig an.
„Sei nicht so grampschig, was soll das denn? Ich bin deine beste Freundin und nur weil ich kein Junge bin heißt das nicht, dass ich nicht verstehe!“
Was willst du denn hören? Ja, Dawn ich habe ein sogenanntes „Beziehungsproblem“, da noch gar keine Beziehung aufgebaut werden konnte. Ja, ich mag sie sehr, nein besser gesagt, bin ich richtig verschossen. Was soll ich denn bitte machen? Manchmal habe ich das Gefühl sie hätte meinen kompletten Kopf für sich alleine.
„Oh, das klingt nicht gut.“
Ich weiß.
„Gut, dann sag es ihr doch einfach, dann wird es besser. Beziehungsweise, vielleicht empfin-det sie genauso, wie du und dann wäre das och super, oder?“
Das wäre zwar toll, aber unmöglich, weil ich weiß, dass sie nie so etwas für mich empfinden wird.
„Scheiße, woher? Wieso weißt du das? Wieso würde sie es nicht?“
Ich denke ich kenne sie gut genug um zu wissen, wann sie Andeutungen macht und wann nicht. Und ich denke, dass sie nicht mehr mit mir reden, oder mir zumindest aus dem Weg gehen würde.
„Scheiße, das ist hart. Wie kann ich dir denn helfen?“
Halt dich fern von mir. Ganz einfach.
„Wieso das denn?“
Weil du das Mädchen bist.


4:
Mein Kopf flog nach hinten und ich landete mit dem Rücken an der Wand.
Autsch!, schrien meine Gedanken und mein Schädel fühlte sich wie eine zermatschte Banane an, deren braune Stellen ein wunderbares Muster geformt haben, sodass die gelbe Bananenba-sis regelrecht zu kurz kommt.
Ich hasse definitiv Kampfsport.
Er grinste mich triumphierend an. Nie hätte ich diesen Gesichtsausdruck an ihm erwartet. Tri-umph und Verachtung lagen in seinen Auen und bohrten sich in meinen Blick.
Ich rappelte mich mit größter Mühe auf und stand wieder. „Freue dich nicht zu früh. Noch hast du nicht gewonnen!“, knurre ich und warte auf seinen nächsten Angriff. Der erfolgt prompt und beschert mir einige weitere blaue Flecken sowohl an Armen als auch an den Bei-nen, aber ich wehre ihn ab.
Ich betrachte ihn, versuche jede Bewegung zu visualisieren, alles zu erkennen, nichts zu über-sehen. Tja, aber da hatte ich das wichtigste schon übersehen. Seine Nähe zu mir.
Wieder wirbelte ich durch die Luft, diesmal schlug mein Kopf aber so hart gegen die Wand, dass ich hinab rutschte und benommen liegen blieb.
„Geht es?“, ein besorgtes Gesicht schiebt sich vor mein sowieso schon eingeschränktes Ge-sichtsfeld und versperrt mir endgültig die Sicht auf die eierschalenfarbene Decke.
„Tut weh“, murmle ich, während ich versuche mich aufzurichten. Was kläglich misslang. Waren Verletzungen ein Teil des Trainings?
„Das wollte ich nicht! Wirklich! Darwen es tut mir so, so leid!“
„Ach sei still!“, sagte ich so scharf, wie ich konnte. Ich wollte noch etwas erwidern ver-stummte aber, als ich erkannte, dass ich nicht mal seine Gedanken hörte.
„Du hättest nicht her kommen sollen.“, er hatte sich von mir abgewendet, war aufgestanden und klaubte seine Sachen zusammen, sodass er mir den Rücken zuwandte. Sein schwarzes Haar hatte sich aus dem Zopf gelöst und wallte offensichtlich sinnlos auf seine schmalen Schultern.
„Was willst du hören? Dass es mir Leid tut, dass du ein schlechtes Gewissen hast, weil du mich mehr als einmal auf den den befördert hast? Nein, dass wirst du nicht hören. Ichdachte, dass es mir dann besser geht, wenn mich irgendetwas, irgendwer abgelenkt hat!“, wütend funkelte ich ihn aus meiner halb-auf-dem-Boden-liegen-Position heraus an.
„Und du glaubst ich sei der richtige Ansprechpartner für deine Weh-wehchen? Eher weniger meine Liebe. Mich interessiert es nicht, verstanden? Ich unterrichte dich nur, weil es von mir verlangt wird, Ende, aus.“, er hatte sich immer noch nicht zu mir umgedreht, weswegen mein entrüsteter Gesichtsausdruck herzlich wenig bezweckte.
„Sag mir doch einfach, wenn du mich nicht magst!“, fauchte ich aufgebracht und schob mich an der Wand hoch, sodass ich stand.
„Gut. Ich mag dich nicht, genauer gesagt, kann ich dich nicht ausstehen. Du bist ganz normal. Selbst wenn du Gedankenlesen kannst, bist du trotzdem ein ganz normales 08/15-Mädchen, wie alle anderen auch. Ihr geht gemeinsam aufs Klo, lästert liebend gerne und gackert in Gruppen. Was soll bitte daran besonders sein?“ Wington wand sich um und schien mich zu mustern, wie ich da an der Wand lehnte. Zuerst wirkte er verblüfft, ob meines Stehvermögens, ging aber nicht weiter darauf ein, sondern zog eine Augenbraue in die Höhe.
Ich schwieg, da ich selber wusste, dass ich extrem wütend war und etwas Ungewolltes passie-ren würde, wenn ich antwortete. Und das war definitiv nichts Gutes
„Du arroganter Vollidiot!“, sagte ich laut genug, dass er es hören konnte, stieß mich von der Wand ab und hielt auf den Ausgang der Halle zu.
Ich hielt die Klinge in der Hand und drückte sie nach unten. „Warte!“
Verwirrt nein, verwundert drehte ich mich um.
„Vielleicht hast du Recht, vielleicht bin ich arrogant. Aber du bist definitiv eine dumme Gans.
Wäre nicht schon ein s großer Abstand zwischen uns gewesen, wäre ich zurückgegangen und hätte ihm eine gescheuert. Aber so stand ich einfach nur sprachlos im Türrahmen, der sich wie ein dunkler, bedrohlicher Himmel über mir spannte.
Er hatte seine Sachen in der Tasche, die über seine Schulter baumelte, verstaut und ging mit schnellen Schritten auf mich zu. Und ich verharrte, hielt sogar die Luft an. Wie ein Kaninchen vor der Schlange. Nein ich war ihm sicher nicht unterlegen.
Als er auf gleicher Höhe mit mir war griff ich mit einer so ruckartigen Bewegung nach sei-nem Arm, dass selbst ich selber, die die Bewegung ja ausgeführt hatte, erstaunt war.
Wut und Verärgerung glitzerten in seinen Augen, während er herumfuhr und mich ansah. Noch etwas hatte sich in seinen Blick gemischt. Verwunderung? Erleichterung? Irgendwie so etwas, was mir nicht einleuchten wollte.
„Geh spielen, Kleine.“
„Ich bin nicht klein!“, fauchte ich.
„Bist du, definitiv. Was kann ich denn dafür, dass du gerade mal 1,53 misst? Und das mit fast 16. Du bist noch ein Kind!“
Ich schnaubte und fixierte ihn mit aller Kraft, die ich in meinen Blick legen konnte.
Und dann tat ich etwas sehr törichtes. Fast noch törichter als das, was ich tagtäglich vollführ-te. Ich streckte mich auf die Zehenspitzen und packte ihn bei den Schultern. Ich schüttelte ihn, wie man jemanden schüttelt, der nicht ganz bei Sinnen ist.
Vielleicht hätte ich beachten sollen, dass ich erstens viel kleiner, zweitens viel leichter und drittens viel schwächer war, als er. Er griff nach meinen Handgelenken, die auf seinen Schul-tern ruhten und riss sie nach oben. So schwungvoll und hoch, dass ich mich so sehr strecken musste, dass zur noch meine Zehenspitzen überhaupt die Möglichkeit hatten den Boden zu berühren. Dann kippte ich nach vorn und knallte gegen ihn. Mein Kopf gegen seine Brust. Toll, wie kitschig!, dachte ich ruckartig und blickte hoch. In seinem Gesicht war keine einzige Regung zu sehen, kein Grinsen, keine Arroganz, rein gar nichts.
„Lass mich los.“, forderte ich, aber es war klar, dass ich mich im Ernstfall nicht würde durch-setzen können.
„Nein.“, murmelte er so leise, dass ich es im ersten Moment gar nicht verstand. Tadamm – hier war der Ernstfall.
Ich konnte nicht auf den Zehenspitzen stehen bleiben, aber normal stehen war auch nur ein ferner Wunsch, da er meine Arme weiterhin in dieser gespenstischen Höhe festhielt. Super, dagegen kam ich dann nicht an.
Ohne es zu wollen hörte ich plötzlich seine Gedanken.
Du weißt, dass ich alles mit dir machen könnte, was ich wollte? Besonders jetzt, da ich in deinen Gedanken bin?
Ich wollte brüllen, aber kein Ton entwich meiner Kehle. Was willst du von mir?
Er grinste, ließ aber zumindest meine Hände sinken und ich konnte stehen. Nichts.
Dann lass mich in Ruhe!, fauchte ich.
Wieso? Du hast mich festgehalten, dann versucht mich zu schütteln…, er presste mich mit solch einer Wucht gegen die geschlossene Tür, die aus der Sporthalle führte, dass mir die Luft weg blieb. Letzten Endes ist es mein gutes Recht dich zu -
In dem Moment ging die Tür auf, vor der wir standen, besser gesagt, gegen die er mich press-te. Ich hatte nicht mal mehr genug Zeit, zu realisieren, dass meine Cousine, zusammen mit ihrem Bruder die Halle betreten wollte, als ich auch schon dem Boden entgegen segelte. Ich riss die Arme hoch, , wobei das unsinnig war, da ich rücklings fiel. Ich landete auf den Mar-morfliesen im Flur und hatte nicht einmal die Möglichkeit auf Seite zu rollen, als etwas gro-ßes Schweres meinen Körper gegen die kalte Fläche des Marmors drückte, als sollten beide mit einander verschmelzen.
Was soll das?, dachte ich panisch, als ich spürte, dass er sein Gewicht so verlagerte, dass er mich ohne eine eigene Regung zutun schon daran hindern konnte, mich zu bewegen. Natür-lich. Was hatte ich auch anderes erwartet?
Er antwortete nicht, blickte mich nicht einmal an, sondern hatte seinen Blick auf Charlotte gerichtet, die amüsiert dreinblickte.
„Uff. Jetzt. Geh. Endlich. Von. Mir. Runter.“, schnaufte ich, da er auf meine Gedanken nicht zu reagieren schien.
Erst rührte er sich nicht, seine Hand, nur wenige Millimeter von meiner Wange entfernt; dann endlich schwand das Gewicht, das mich an den Boden fesselte und eine schwarze Hose schob sich vor meinen Blick auf Charly und Jack.
Langsam fast zögerlich richtete ich mich auf, streckte die Beine und stand wenig später.
Peinlich bedacht darauf, ihn nicht anzusehen, betrachtete ich meine Cousine. Sie trug eine enge schwarze Hose und ein mindestens genauso enges Top, dessen Träger hauchdünn auf ihren braungebrannten Schultern lagen. Ihr schwarzes Haar schwang um ihre Schultern und wallte auf den Rücken. In der Hand führte sie einen Degen oder so etwas. Ich hasste es, wenn sie so aussah. So gut.
Frustriert nahm ich hin, dass sowohl Wingtons als auch Jacks Blick wie hypnotisiert an Char-lotte hing. Die grinste mich an. „Meinst du nicht nach einem Tag wäre es ein
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Tingling whistle.

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